Werkstatt

Gebäude der Spätmoderne mit ihrer oft hochkomplexen, doch schnell veraltenden Technik, ihren spezifischen Konstruktionsweisen sowie der Verwendung synthetischer Baustoffe haben spezielle Anforderungen. Die Zusammenarbeit in den Werkstätten des Modellverfahrens werden effiziente Möglichkeitsräume im Umgang mit herausforderndem Bestand auch im Sinne zukünftiger Denkmal- und Stadtentwicklungsprojekte im Sinne des nachhaltigen Bauens aufzeigen. In den vier Fachwerkstätten werden der Bestand des Mäusebunkers, die Stadtentwicklung sowie Nutzungsoptionen im Rahmen der Wissenschaft und Forschung und in der Kultur eruiert.

Fachwerkstätten im Modellverfahren Mäusebunker 2022–2023

Zur Zukunft des Mäusebunkers

Mit dem Anliegen des Denkmalschutzes in einen produktiven Dialog mit anderen öffentlichen Interessen zu treten, iniitiert das Landesdenkmalamt Berlin (LDA) das Modellverfahren Mäusebunker.

2021 wurden zahlreiche Fachbeiträge und Plädoyers in der Verhandlung um die Zukunft des Mäusebunkers in den Themenfeldern Architektur, Co-Habitation, Greening Futures und Reimagining gebündelt und das Wissen um den Bestand zusammengetragen. Die materiellen und immateriellen Werte des Gebäudes werden an aktuell relevante Diskurse geknüpft.

 

In all diesen Beiträgen zum Mäusebunker lassen sich Motivationen ausmachen, die auf ein öffentliches Interesse gerichtet sind:

 

  • Moderne beerben!
  • Ressourcen verantwortungsvoll nutzen!
  • Denkmalschutz weiterdenken!
  • Architekturforschung betreiben!
  • Forschungsstätten vernetzen!
  • Denkmal erhalten!
  • Adresse für Berlin-Südwest schaffen!
  • Raumbedarf der Charité decken!
  • Kooperation zum Erfolg führen!

 

Diese Motivationen – abgelöst von den Akteur*innen des Modellverfahrens aus Verwaltung, Fachwelt und Zivilgesellschaft – zu benennen, birgt die Chance, Konflikte zu identifizieren, produktive Kompromisse zu finden und kooperativ gemeinwohlorientierte Strategien zu entwickeln.

 

Nachdem der Mäusebunker aus dem städtebaulichen Dialogverfahren zum Campus Benjamin Franklin der Charité aus der Betrachtung genommen wurde, gibt es die Möglichkeit, ergebnisoffen und aus unterschiedlichen Perspektiven neue Nutzungsoptionen für das Gebäude zu untersuchen.

 

Gemeinsam mit Partner*innen aus Verwaltung, Fachwelt und Zivilgesellschaft sollen im Rahmen der Werkstätten zum Modellverfahren Mäusebunker mögliche Entwicklungsszenarien zur Zukunft des Mäusebunkers aufgezeigt werden. Es werden Empfehlungen zu künftigen Nutzungen und zum Betrieb des Mäusebunkers sowie zu Umsetzungsschritten und -möglichkeiten zur weiteren Entscheidung an die fachlich Verantwortlichen und die Politik erarbeitet.

 

2022/23 kommen in insgesamt 4 Fachwerkstätten Expert*innen und Akteur*innen aus verschiedenen öffentlichen Ressorts und der Stadtgesellschaft zusammen, um Möglichkeiten auszuloten, wie der Mäusebunker nachhaltig weitergenutzt werden kann.

Dabei gilt es, im Sinne des Gemeinwohls das richtige Verhältnis zwischen den Entwicklungsparametern für den Mäusebunker zu finden, die wirtschaftlicher, kultureller, gesellschaftlicher und ökologischer Art sind.

Die Entwicklungsparameter für den Mäusebunker betreffen den Denkmalschutz, die Sanierung, die Nutzung, die Räumliche Einbettung, die Finanzierung sowie den Betrieb und die Organisation. Hier dargestellt in einer Grafik.
Entwicklungsparameter.

Bild: Forward. Planung & Forschung

ENTWICKLUNGSPARAMETER

Für den Erhalt und die Nachnutzung des Mäusebunkers sollen Szenarien durchgespielt werden, die von 6 Parametern bestimmt werden: 

 

Räumliche Einbettung

Welche Rolle kann der Mäusebunker künftig in der Stadtentwicklung spielen? Welche idealen Nutzungen legen die unterschiedlichen Maßstäbe Charité Campus Benjamin Franklin, Berlin Südwest und Berlin nahe? Wie kann eine bessere Erreichbarkeit des Standorts erzielt werden?

 

Finanzierung 

Wie können die verschiedenen Grade der Sanierung jeweils finanziert werden? Welche Nutzung refinanziert in welchem Ausmaß den Betrieb des Gebäudes? Welche Finanzierungsmodelle sind in Kooperationen von Verwaltungsressorts und evtl. mit privaten Partner*innen denkbar?

 

Betrieb und Organisation

Welche konventionellen und experimentellen Betriebsmodelle sind denkbar? Wie lassen sie sich an sich verändernde Realitäten anpassen, ohne die Grundidee zu verraten? Inwiefern können solche Modelle vorbildhaft für die Stadtentwicklung sein?

 

Denkmalschutz

Welche baulichen Merkmale des Mäusebunkers müssen unbedingt erhalten bleiben? Was muss sich verändern zugunsten anderer Interessen des Gemeinwohls?

 

Sanierung

Was sind – außer der Schadstoffbeseitigung – die minimal notwendigen Sanierungen, um den Mäusebunker weiter zu betreiben? Welche weiteren baulichen Eingriffe ermöglichen welche Arten der Nutzung?

 

Nutzung

Welche Nachnutzungen lassen sich sinnvoll aus der Logik des Gebäudes entwickeln? Welche Interessenten gibt es schon? Welche Nutzungen sind im Sinne des Gemeinwohls besonders erwünscht?

 

Untereinander stehen die Parameter in starker Wechselwirkung: z.B. hat das Maß der baulichen Eingriffe Auswirkungen auf die Möglichkeiten zur Nutzung, diese auf das Betreiber- und Finanzierungsmodell usw. – aber auch den Umgang mit dem Denkmal.

FACHWERKSTATT I–IV

Die ersten beiden Werkstätten befassen sich mit zwei Maßstäben des Gebäudes.

 

Werkstatt I dient der Klärung des baulichen Zustandes, also der nötigen und der möglichen Eingriffe in die denkmalwerte Substanz. 

 

In Werkstatt II geht es um die Erschließung der Potenziale des Ortes für die Stadtentwicklung Berlin-Südwest.

 

Die Werkstatt III erörtert die Chancen der Nutzung des Mäusebunkers zur Stärkung des Wissenschaftsstandorts.

 

In der Werkstatt IV werden schließlich verschiedene Mischnutzungen mit der Kulturlandschaft und Kreativwirtschaft der Stadt ins Auge gefasst.

 

Die vier Termine bauen inhaltlich aufeinander auf und ihre Ergebnisse sollen für die jeweils nachfolgenden produktiv werden.

 

Im Anschluss an die Werkstatt-Reihe wird ein „Reallabor“ durchgeführt, in dem konkrete Modelle und Szenarien für die Weiterentwicklung des Mäusebunkers und des Standorts ausgearbeitet werden. Die Arbeit des Reallabors wird durch das Wissen informiert, das in den Werkstätten zusammengetragen und ausgewertet wird.

 

Gastgebende der Werkstätten sind, neben dem Landesdenkmalamt Berlin, nacheinander der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, die Charité – Universitätsmedizin Berlin und sowie das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf.

Konzept- und Prozessgestaltung, strategische Kommunikation strategische Werkstätten:

Francesca Ferguson, Make_Shift

 

Umsetzung Strategische Werkstätten, Konzeption und Redaktion Handbuch:

 forward (Sarah Oßwald, Dr. Martin Peschken, Cordelia Polinna, Philip Schläger) in Kooperation mit Urban Catalyst 

 

Fachliche Expertise: 

Ludwig Heimbach, Architekt