Werkstatt
Wie ist der bauliche Zustand des Mäusebunkers, welche Potenziale birgt er und welche Eingriffe in die denkmalwerte Substanz sind nötig und möglich?
Bauliche Möglichkeitsräume und Nutzungsszenarien.
Die Realitäten und Potenziale des Bestands
Denkmalwert und Narrativ
In der 1. Werkstatt im Modellverfahren Mäusebunker wurde sich mit dem Ist-Zustand des Bestandes und der Bewertung dessen auseinandergesetzt.
Es wurde hervorgehoben, dass für den Denkmalwert des Mäusebunkers die Fassade und die Kubatur des Gebäudes von größter Relevanz sind. Der Denkmalwert bezieht sich dabei nicht nur auf die brutalistische Architektur selbst, sondern auch auf die kulturelle und technikhistorische Bedeutung des Gebäudes. Diese historische Identität soll in allen Szenarien der Nachnutzung erhalten bleiben.
Das Narrativ des Mäusebunkers kann als dark heritage bezeichnet werden – Ausdruck einer spezifischen Wissenschaftspraxis und einer heute vermehrt problematisch angesehenen Haltung gegenüber der Natur, Umwelt oder Mitwelt. Zu klären ist nun die sichtbare Wahrung dieses Narratives oder die Transformation zu einem Ort, der mehr Öffentlichkeit und Nutzung durch Menschen zulässt, an dem das unbequeme Erbe thematisiert wird.
Während des Workshops zeigte sich schnell, dass die Gebäuderealitäten ein großes Spektrum an Umgestaltungsmöglichkeiten erlauben, die mit den kulturellen und denkmalpflegerischen Werten des Mäusebunkers vereinbar sind.
Um konkrete Interessent*innen an einer Nutzung zu ermitteln und Akteur*innen-Koalitionen zu bilden, wurde eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit angeregt.
Realitäten und Potenziale
Konkret wurden in der 1. Werkstatt die Gegebenheiten des Tragwerks und der Bauphysik, Optionen für Öffnungen des Gebäudes und die Veränderung der Raumtypologien betrachtet. Dabei wurden „Licht”, „Luft“ und die „Schadstoffsanierung” als wesentlichen Parameter zur Bewertung des Bestandes ausgemacht.
Der ‚schwierige‘ Mäusebunker bietet erstaunlicherweise ein hohes Potenzial und breites Spektrum möglicher baulicher Umgestaltungen. Es wurde klar benannt, dass allen möglichen Umnutzungen eine gezielte Schadstoffsanierung voransteht.
Von zentraler Bedeutung ist, dass das Gebäude in fünf, fast gleich langen Abschnitten erbaut wurde, die konstruktiv voneinander unabhängig sind. Das bedeutet: Eingriffe und Umgestaltungen können pro Abschnitt zeitlich und räumlich verschieden sein. Dadurch können statt einer monofunktionellen Nutzung des gesamten Gebäudes sehr unterschiedliche, jeweils verschiedene Standards erfordernde Nutzungen und Adressen möglich werden, die in direkter Nachbarschaft stehen.
Ein vergleichendes Vorgehen im Ausprobieren verschiedener Methoden und Materialien im denkmalgeschützten Baubestand würde als Reallabor einen großen Wert für angewandte Forschung und den Architekturdiskurs stiften.
Welche baulichen Szenarien sind für den Bestand des Mäusebunkers denkbar und welche Auswirkungen haben diese auf den Denkmalwert und welche Möglichkeiten der Nutzung bieten sich dabei?
Im Laufe der letzten Jahre entstanden verschiedene Visionen für den Mäusebunker – u.a. an der ETH Zürich, an der TU Berlin, am KIT Karlsruhe, der Universität Weimar, der AarhusSchool of Architecture der ENSAP Bordeaux und der Estonian Academy of Arts. Auf der Grundlage der in dem 1. Workshop zusammengefassten Realitäten werden verschiedene Möglichkeitsräume erwogen. Die folgenden Grafiken zeigen die Optionen für bauliche Veränderungen mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Denkmalwerte und Nutzungsoptionen.
Option 1 „Dornröschen“ belässt das Gebäude im Wesentlichen im jetzigen Zustand und sichert – sofern nötig – die Fugen und das Gebäude vor Einbruch.
Option 2 „Betonfelsen“ öffnet und entkernt das Gebäude, um es Flora und Fauna der Umgebung zugänglich zu machen.
Bei der Option 3 „Bunker/Container“ standen immer wieder Nutzungen wie Archive, IT-Lager oder Lebensmittelproduktion als funktional naheliegende Lösung für eine Umnutzung zur Frage.
In seiner besonderen Erscheinung hat der Mäusebunker schon immer eine besondere Anziehungskraft Künstler*innen. Die Option „Dritter Ort“bezieht sich den Bedarf an Ausstellungsflächen und Arbeitsräumen in Berlin.
Die Option 4 „XY-Hub“ nimmt Bezug auf die Zusammenführung unterschiedlicher forschungsnaher Nutzungen.
Mit der Feststellung, dass der Mäusebunker in fünf gleichgroßen Abschnitten errichtet wurde, zeigte sich die Option 5, das Gebäude abschnittsweise, zu unterschiedlichen Zeiten und unabhängig voneinander als „Hybrid“ weiterzuentwickeln.
Übersicht Ergebnisse
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Starke Denkmalwerte sind die Fassade und Kubatur des Mäusebunkers
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Bauliche Eingriffe zur Schaffung neuer Raumtypologien, zur Verbesserung der natürlichen Belichtung und Belüftung sind möglich, müssen aber mit Aufwand, Nutzung und Beeinträchtigung der Denkmalwerte abgewogen werden
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Das Narrativ „dark heritage“ des Mäusebunkers soll fort- oder umgeschrieben, aber nicht überschrieben werden
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Notwendige Schadstoffsanierung
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Die Transformation des Mäusebunkers kann zum Reallabor verschiedener Methoden des Umgangs mit und der Umnutzung von denkmalgeschützem Bestand werden
Mehr erfahren und das komplette Handbuch zu den strategischen Werkstätten im Modellverfahren Mäusebunker hier downloaden.